| Beruf & Bildung

Drei Cousinen und Zimmerinnen

Frauenpower im Zimmererhandwerk: v.l. Kathi, Elisabeth und Sabrina Schmid. An ihrem Beruf gefällt ihnen unter anderem die Arbeit im Team.

Elisabeth (19), Kathi (21) und Sabrina (19) Schmid sind Cousinen und Zimmerinnen. Im Interview erzählen sie, inwiefern das Zimmererhandwerk in ihren Genen steckt und warum ihre Verwandten anfangs sehr skeptisch waren.

Alle drei arbeiten in Betrieben der Zimmerer- und Holzbau-Innung Landsberg: Elisabeth Schmid lernt im 3. Ausbildungsjahr bei der Zimmerei C&H Schneider GmbH in Penzing, Sabrina Schmid ist Gesellin bei Holzbau Reisach in Landsberg und ihre Schwester Kathi Schmid arbeitet als Gesellin bei Holzbau Schuster in Kaltenberg.

Habt Ihr euch bei der Berufswahl abgesprochen?
Kathi: Überhaupt nicht. Ich habe damit angefangen und die anderen zwei sind nachgerückt.

Sabrina: Ich wollte die Ausbildung erst gar nicht machen, weil meine Schwester ja schon Zimmerin gelernt hat. Aber als unser Dach zuhause saniert wurde, fand ich das spannend und hab ein Praktikum in meinem heutigen Betrieb gemacht. Zwei Arbeitskollegen haben mich dann von der Lehre überzeugt (lacht).

Elisabeth: Und ich habe mir gedacht, jetzt haben wir schon zwei Zimmerinnen in der Familie, das reicht! Dann probiere ich es mal als Schreinerin. Aber beim Praktikum habe ich gemerkt, dass man schon viel drinnen ist. Deswegen passt Zimmerin doch besser, weil ich viel draußen an der frischen Luft sein kann.

Das Zimmererhandwerk steckt also in euren Genen…
Kathi: Naja, ich bin eher zufällig dazugekommen, als ich auf der Ausbildungsmesse Kaufering den Stand der Zimmerer-Innung entdeckt und meinen heutigen Chef kennengelernt habe.

Elisabeth: Meine Mama hat gemeint, dass es wohl ein Generationstick ist, dass wir alle drei Zimmerinnen geworden sind (lacht). Aber auch einige in unserer Verwandtschaft sind dem Handwerk treugeblieben.

Sabrina: Ja, das Handwerkliche steckt wohl schon in uns. Wir sind alle drei auf einem Bauernhof aufgewachsen, waren als Kinder viel draußen, haben mit Holz gewerkelt und zum Beispiel Katzen- und Vogelhäuser gebaut oder Holzdeko gebastelt.

Seid ihr euch auch sonst ähnlich?
Elisabeth: Eigentlich eher nicht (lacht), trotzdem verstehen wir uns ganz gut. Neben dem Beruf haben wir weitere Gemeinsamkeiten: Wir schießen alle drei im Verein, fahren Ski und nähen gerne.

"Mir macht die körperliche Arbeit Spaß", erzählt Gesellin Kathi Schmid.

Erfolgreiche Absolventin: In der Kategorie "Bestes Gesellenstück" wurde Sabrina Schmid auf Innungsebene ausgezeichnet. Außerdem wurde sie II. Kammersiegerin.

Nur im Büro sitzen - das kommt für Sabrina und Elisabeth Schmid nicht infrage. Sie sind beide auf einem Bauernhof aufgewachsen und arbeiten gerne draußen.

Was hat eure Familie gesagt, dass Ihr Zimmerin werden möchtet?
Kathi: Unsere Oma hat geseufzt: Mei Mädla! (lacht). Weil sie einfach das Bild im Kopf hatte, wie schwer die Arbeit früher auf dem Bau war. Aber das hat sich mittlerweile geändert!

Sabrina: Sie hatten alle Sorge, dass wir die körperliche Arbeit nicht packen. Aber heute gibt es ja Kran und Maschinen auf der Baustelle, damit man nicht mehr so schwer heben muss. Doch auch meine Kollegen waren anfangs skeptisch und wollten mir alles gentlemanlike abnehmen.

Kathi: Das war bei mir genauso. Aber die haben schnell kapiert, dass wir auch anpacken können. Mir macht die körperliche Arbeit Spaß, du wirst quasi fürs Fitnessstudio bezahlt.

Sabrina: Das stimmt, ich könnte nicht den ganzen Tag im Büro hocken.

Manches fällt euch auf der Baustelle sogar leichter als euren männlichen Kollegen…
Sabrina: Ja, vor allem die sehr genauen Aufgaben, zum Beispiel das Abkleben von Flächen – da haben die Herren meist nicht so viel Geduld. Außerdem kann ich in alle Ecken reinkriechen und dort arbeiten, weil ich kleine Hände habe und nicht so groß bin. Ich kann unter den Sparren durchlaufen, ohne mich mit dem Kopf anzustoßen (lacht).

Und was macht euch als Zimmerin am meisten Spaß?
Elisabeth: Die Teamarbeit (alle nicken)! Außerdem ist es schön, wenn man an alten Baustellen vorbeifährt und sagen kann: Die Gaube oder das Fenster haben wir eingebaut. Und natürlich freut es mich, wenn sich die Bauherren über unsere Arbeit freuen.

Sabrina: Mir gefallen Sanierungen, bei dem man Altes zu neuem Leben erwecken kann.

Kathi: Das Arbeiten mit Holz, denn das hat mal gelebt und du darfst es verarbeiten! Aber das Schönste ist der Sonnenauf- oder -untergang auf dem Dach…

Elisabeth: Das stimmt! Wir haben manchmal Baustellen in München und da hat man einen super Blick über die Stadt und in die Berge. Wenn die Sonne scheint und du einen ruhigen Moment hast, kommt schon ein bisschen Urlaubsfeeling auf!

Bereit für die Baustelle: Die drei Cousinen auf dem Weg zum Dachfirst.

Inwiefern verbindet euch das Zimmererhandwerk? Sprecht ihr auch bei Familienfeiern darüber?
Kathi: Unsere Oma will natürlich schon immer wissen, wie es auf unseren Baustellen läuft. Dann erzählen wir auch darüber, aber kommen schnell ins Fachsimpeln (lacht) und vergleichen, wie unsere Betriebe arbeiten und welches Material wir verwenden.

Elisabeth: Oder wir reden darüber, welche Kleidung wir gerne auf dem Bau anziehen. Ich mag zum Beispiel eher Cordhosen, die anderen beiden finden glatte Arbeitshosen besser.

Mode ist also auch auf der Baustelle ein Thema. Und was habt Ihr beruflich noch vor?
Kathi: Im Herbst werde ich meinen Meister machen, um noch weiterzukommen.

Sabrina: Ich gehe auch auf die Meisterschule und werde danach sowohl im Büro als auch auf der Baustelle anpacken.

Elisabeth: Als Gesellin will ich später ein halbes Jahr nach Österreich gehen und mir dort einen Betrieb anschauen. Mich haben die Holzhäuser in Österreich schon früher fasziniert, als wir zum Skifahren dorthin gefahren sind. Danach möchte ich auch Zimmermeisterin und Bautechnikerin werden.


"Vom Dach aus hat man die beste Aussicht!", erzählen die Zimmerinnen. Oft können sie über die ganze Stadt schauen oder sogar in die Berge.

Zurück